Alles fing damit an, dass ich Jungs blöd fand ...

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Hallo meine Lieben,
heute bekommt ihr einen privaten Einblick in mein Leben. Ich nehme an einer kleinen Bloggeraktion teil, bei der wir erzählen, was wir nach der Schule gemacht haben und wie wir unsere Arbeit/unser Studium so finden, meistern oder gemeistert haben.


War die Grundschule nicht ein Traum? Für mich zumindest war sie perfekt. Ich hatte eine super Lehrerin, die mir wirklich als Vorbild gedient hat. Jetzt fragen sich sicher alle Muss die denn jetzt so weit ausholen, wenn es um Berufe geht? Die Antwort ist ja! Auf dem zweiten Bild seht ihr einen Brief von mir, den ich in der 4. Klasse geschrieben habe. Die Aufgabe war es zu formulieren, was ich später mal werden will und ich habe mich damals für die Gärtnerin oder die Lehrerin entschieden. Sämtliche Topfpflanzen, welche in den letzten Jahren elendiglich verstorben sind, sind mir dankbar, dass ich nichts mit Pflanzen zu tun habe. Aber was soll ich sagen – Lehrerin bin ich geworden, aber auf Umwegen.

Meine Schulzeit - Grundschule, Realschule und Berufskolleg
Wie der Titel des Beitrages schon sagt, fing alles damit an, dass ich Jungs blöd fand und beschloss ich müsse dringend auf eine Schule ohne Jungs wechseln. Hallo, bischöfliche Mädchenrealschule da war ich also. Nehmt euch die Zeit und stellt euch kurz vor, wie es ist 6 Jahre lang in einer Klasse nur mit pubertierten Mädchen zu sitzen. […]
Lasst euch jetzt sagen, es war genauso, wie ihr es euch vorgestellt habt. Wie man sich vielleicht auch denken kann, wurde viel wert auf die künstlerischen und sprachlichen Fächer gelegt. Als Konsequenz daraus kamen die naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächer etwas zu kurz. Aber ausgerechnet in denen war ich sehr gut, bzw. besser als die anderen. Als also das Ende der 10. Klasse näher rückte und ich eine Entscheidung treffen musste, ging ich nach meinen Stärken. Jahrelang hatte ich Spaß in Mathe und Physik, im Gegensatz dazu wurden meine mühevoll hergestellten Kunstprojekte mit einer 3- beurteilt! Also stand für mich fest, ich möchte etwas in dem mathematischen Bereich machen. Meine Wahl fiel auf das technische Berufkolleg, um dort mein Abitur zu machen. Raus aus dem Klassenzimmer mit 29 anderen Mädchen und rein in die nach testosteron-stinkende Männerschule.
Da saß ich plötzlich als einziges Mädchen in meinem Technikkurs und musste mich behaupten. Hier entpuppte sich auch dann, dass meine 1 in Mathe so ziemlich nichts wert war, im Vergleich zu dem, was andere Schulen unterrichteten. Ich sackte in meinen Noten ab und stand auf einmal mit einer 5 in Mathe da. Trotzdem habe ich mich irgendwie durch die Schulzeit gekämpft. Für meine Jungs war klar, was sie studieren wollten – Technik. Aber ich? Ich kehrte zu meinem alten Wunsch zurück – Lehrerin zu werden.

Klick mich, ich wurde vor
14 Jahren geschrieben.
Mein Studium - Bewerbung, Studium und jetzt?
Lasst euch eines sagen, es war eine Achterbahnfahrt. Über zwanzig Bewerbungen habe ich in ganz Deutschland geschrieben, in der Hoffnung, dass mich eine Universität nimmt.Es hagelte Absagen, welche mir verkündeten, dass ich teilweise bis zu 12 Wartesemester hätte (6 Jahre). Ich habe schon meinen Auslandsaufenthalt geplant, als dann plötzlich doch eine positive Rückmeldung kam. In Schwäbisch Gmünd! Da musste ich erstmal googeln, wo ich hingekommen sollte! Das Ergebnis - mitten in die Pampa.

Inzwischen bin ich aber der Meinung, dass ich die bestmögliche Ausbildung erhalten habe die man als Lehrer bekommen kann. Auch wenn es am gefühlten Ende der Welt ist. Denn etwas was diese Universität von anderen unterscheidet ist, dass sie keine ist. Ich habe nämlich an einer Pädagogischen Hochschule studiert, die viel wert auf Praxis legt und eine der letzten Hochschulen ist, die noch das Staatsexamen als Abschluss anbietet.
Wieso bedeutet mir das so viel?

Natürlich kann ich ein guter Lehrer werden, wenn ich 3 Jahre lang Geographiewissenschaften und Erziehungswissenschaften studiere. Theorien sind ein wichtiger Bestandteil, der an den Universitäten und auch bei mir gelehrt wird. Aber was viel wichtiger ist, ist die Didaktik. Didaktik ist die Frage nach dem Wie?. Wie bringe ich Kindern etwas bei und wie schaffe ich es, dass sie tatsächlich lesen lernen? Welche Methoden gibt es und was für Maßnahmen kann ich ergreifen, wenn ein Kind Förderung braucht.
Ich möchte nicht sagen, dass man so etwas bei seinem Bachelor nicht lernt, aber bei mir wurde der Schwerpunkt definitiv auf die Praxis gelegt. Fast jedes halbe Jahr saß ich einmal in der Woche in der Schule, habe unterrichtet und die Stunden anderer Studenten bewertet. Ich hatte mit Kindern zu tun und musste mich der Beurteilung von Lehrern und Dozenten unterziehen. Das ist viel wert, denn oft merken viele Studierende erst dann, dass sie mit den Kindern nicht so richtig umgehen können. Was mache ich, wenn ein Kind in der Grundschule nicht spricht und keine motorischen Fährigkeiten hat oder wenn ich als Lehrerin in der Realschulklasse mit einem Spitzer beworfen werden (ist mir alles schon passiert).
Wem nützt es jahrelang zu studieren, um dann im Referendariat festzustellen, dass er nicht Tag ein Tag aus mit Kindern zu tun haben möchte. Die sind nämlich alles andere als süß und niedlich.

Mein Studium habe ich in diesem Sommer abgeschlossen. Ich habe das Lehramt für Grund-, Haupt- und Werkrealschule studiert, aber den Schwerpunkt der Grundschule gewählt.
Hier möchte ich euch einen kurzen Überblick geben, was alles zu meinem Studium gehört hat. Danach folgt dann noch ein Abschnitt über meine Studienzeit im allgemeinen.

Was ich in 3 Jahren alles studiert habe:

  • Erziehungswissenschaften
  • Psychologie (Lernpsychologie, Gruppenverhalten etc.)
  • Deutsch (Hauptfach)
  • Geographie (Nebenfach)
  • Politikwissenschaften (Nebenfach)
  • Sachunterricht (Pflicht)


Zusätzlich gab es für mich noch verpflichtende Veranstaltungen in Biologie und Theologie. Man kann also sagen, dass ich sehr umfangreich ausgebildet wurde. In Deutsch und Geographie hatte ich Praktika, zusätzlich nochmal 2 übergreifende Praktika in meinen Semesterferien.
An sich ist das Studium sehr entspannt gewesen, trotz der vielen Veranstaltungen. Es blieb für mich sogar noch Zeit mich im ASTA (Allgemeiner Studierendenausschuss) und im Studentencafé zu engagieren. Außerdem konnte ich ein Jahr lang eine Förderklasse in Deutsch unterrichten.

Natürlich hatte das Studium auch seine Ecken und Kannten und wie Hochschulpolitik manchmal eben sein kann, musste man oft den Kopf schütteln und sich fragen, wer hinter solchen Regeln steckt, die einem da gerade das Leben schwer machen. Aber ich habe es geschafft und mich durch furchtbare Biologieseminare gequält, in denen ich Schweineaugen sezieren musste, ohne zu wissen was ich tue, weil das nun mal so festgelegt ist :D

Die Zeit war sehr ereignisreich, verbunden mit einer Menge Alkohol und Spaß. Ich kann die Aussage, dass die Studentenzeit die beste des Lebens sei, bis jetzt vollkommen unterstützen. Mich graut es schon vor der Zeit im Referendariat, welches ich im Februar antreten werde. Jeden Tag Schule und zusätzlich noch weitere Veranstaltungen besuchen und Prüfungen ablegen... Aber wenn ich Schweineaugen sezieren kann, dann kann ich auch dem Staat dienen, Kindern was beibringen und gleichzeitig gute Note erzielen.

ANKÜNDIGUNG: Morgen kommt ein Folgebeitrag mit dem Titel "Lehrer haben morgens Recht und nachmittags frei". Ein Beitrag bei dem ich Vorurteile aufräumen werde.

Steht ihr auch bald vor der Entscheidung, was ihr nach der Schule machen wollt? Habt ihr diese wichtige Entscheidung schon getroffen? Was andere Blogger in dieser Situation getan haben, könnt ihr bei der Blogger-Aktion "Schulabschluss... und nun?" nachlesen. Die teilnehmenden Blogs habe ich euch verlinkt.
Ganz herzliche Grüße,
Saskia



8.10. - Heffa (http://secretsofrock.net/
10.10. - Sarah (www.sarahsneverland.de
11.10. - Miriam (http://www.air-bubble.de/


14 Kommentare:

  1. Der Beitrag ist wirklich richtig interessant. Ich habe auch lange mit dem Gedanken gespielt, vielleicht doch Lehrerin zu werden. Allerdings mehr aus dem Grund, weil ich da meine Interessen gut verbinden hätte können (v.a. Deutsch und Kunst), dass das aber nicht alles ist, was den Lehrerberuf ausmacht wusste ich auch und habe es deshalb sein lassen. Trotzdem verstehe ich, dass der Beruf für viele ein Traumberuf ist und bewundere diejenigen, die ihn richtig ernst nehmen (ich hatte soviele Lehrer, die im Grunde gar nichts für den Beruf übrig hatten).

    Wünsche dir jedenfalls viel Erfolg im Referendariat :) Bleibst du in Gmünd oder zieht es dich wieder weg aus "der Pampa" ? :)

    Liebe Grüße
    Bonny

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin jetzt geschockt! Als ich dich in der Ostalbkreis-Blogger-Liste gesehen habe, war ich der festen Überzeugung, dass ich dich kenne, weil du auch bei mir studierst. Jetzt blüht natürlich die Frage auf, woher ich dich dann kennen könnte xD

      Ich bleibe in der Pampa wohnen, denn sie hat sich gar nicht als Pampa herausgestellt. Außerdem bindet mich mein Freund ans Schwabenland, denn seiner Meinung nach, gibt es nichts besseres, als Schwaben.

      Liebe Grüße,
      Saskia

      Löschen
    2. Das ist echt die Frage... Ich hab nämlich auch schon gedacht, dass ich dich irgendwoher kenne. :D Arbeitest du irgendwo in Gmünd? Oder warst du auf dem Mädchenflohmarkt in Iggingen?

      Löschen
    3. Ach, und was ich noch fragen wollte: kann man bei der Bloggeraktion im nachinein noch mitmachen? Finds echt spannend (:

      Löschen
    4. Verrückt. Ich arbeite seit August in Heubach, aber ich bin mir sicher, dass ich dich nicht daher kenne :D Vermutlich sind wir uns irgendwann beim Einkaufen über den Weg gelaufen und erinnern uns jetzt an sowas ^^
      Auf einem Mädchenflohmarkt war ich noch nie. Allerdings bin ich auch kein Flohmarkt-Typ, ich kann nicht verhandeln.

      Löschen
    5. Ich frage einmal nach, ob das möglich ist :)

      Löschen
  2. Sehr gut geschrieben! Total interessant, echt! Finde es auch sehr wichtig, dass Lehrer eher praktisch geschult werden. Klar gehört Theorie überall dazu, aber gerade wenn man mit Menschen zu tun hat ist es wichtig. Theoretisch klappt alles, aber es praktisch umzusetzen ist schwerer :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das stimmt leider. Morgen kommt ja ein weiterer Teil und an dem hängt dann eine Umfrage dran, die sich mit den Stilblüten aus dem Schulalltag beschäftigt. Da kommen nämlich oft peinliche und witzige Dinge bei rum. Die Frage ist nur, ob man sowas lesen will :D
      Aber das werde ich ja im Laufe des Monats bei der Abstimmung sehen.

      Löschen
  3. Super interessanter Beitrag.
    Ich war letztes Jahr zum Seifenkistenrennen mit meinem Freund und einem Kumpel in Schwäbisch Gmünd. Super nette Menschen dort, auch wenn ich sagen muss, dass wir schon ein wenig über diesen Dialekt schmunzeln mussten :-)
    Und unser Lager auf der Verkehrsinsel war auch sehr gemütlich (hatten keinen Schlafplatz).

    liebe Grüße

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ihr ahnt gerade gar nicht, wie ich mich über die Kommentare freue! Vielen Dank!

      Ah, das Seifenkistenrennen. Ich war noch nie bei dieser Veranstaltung, aber es soll wohl ziemlich gut sein, sonst würden da nicht alle hin gehen.
      Der Dialekt ist so ne Sache, ich glaube der könnte ich einen eigenen Beitrag widmen. Ich komme ja aus NRW und musste mich SEHR an den Dialekt gewöhnen.

      Löschen
    2. Ja die 3-4 Stunden Autofahrt mit Hänger und Seifenkiste haben sich echt gelohnt.
      Das Wetter hat auch gepasst, sonst wäre es nicht so dolle gewesen im Auto zu schlafen :-)
      Wir werden das nächste Mal auch wieder dabei sein.
      Das weckt grade so schöne Erinnerungen xD

      Löschen
    3. Solltest du dich dann noch daran erinnern, dann sag mir doch bitte Bescheid, wenn das nächste Mal die Seifenkisten gestartet werden, dann komme ich auch mal vorbei mit der Kamera. :D
      Dann gibt es auch Kuchen und Wegverzehrung für die Wartenden ^^

      Löschen
    4. Ich tipp mir mal eine Erinnerung.
      Und gebe dir mal den Link vom letzten Seifenkistenrennen, dass mein Freund gemacht hat.
      http://www.youtube.com/watch?v=3UKtW1g20pc&feature=c4-overview&list=UUNk5gPH3Mi0XHWt4w03tlvg

      Löschen
  4. Wow, du hast das wirklich schön geschrieben! Für mich war relativ früh klar, dass Lehrerin überhaupt nichts für mich ist. In der Grundschule wollte ich immer Tierärztin oder Detektivin werden =D nach dem Abi wollte ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau machen, jetzt studier ich aber seit diesem Semester Architektur in Augsburg und bin total glücklich damit! So kommt man eben auf Umwegen zu dem, was einem Spaß macht. Aber wie man so schön sagt, aus Fehlern lernt man und jeder Irrweg bringt einen doch weiter :)
    Alles Liebe <3

    AntwortenLöschen

Lieber Schreiber,
dadurch dass wir die Kommentare per Hand freischalten (um Spam zu vermeiden) kann es etwas dauern, bis eure Worte auf unserem Blog zu lesen sind. Wir freuen uns aber schon drauf sie zu lesen und zu beantworten.
Liebe herzhafte Grüße,
Marie und Saskia